Es kommt äußerst selten vor, daß ich mehr als ein halbes Jahr brauche, um ein Buch zu beenden. Hier war es der Fall, aber nicht etwa, weil es so schrecklich zäh zu lesen war. Hier werden 15 Software-Entwickler interviewt, die zu ihren Schaffenszeiten (oder teilweise immer noch) entscheidende Beiträge zur Entwicklung meiner Branche beitrugen. "Coders at Work", die Fragen stellte Peter Seibel, der als Entwickler (mehr oder weniger) auf Augenhöhe andere Fragen als "und was machen Sie so in Ihrer Freizeit?" stellen kann. Allen Teilnehmern werden mit fast denselben Fragen konfrontiert,was dann mehr oder weniger gut in den Gesprächsverlauf passt. Das führt leider auch zu etwas Monotonie. Ich möchte hier gar nicht so sehr den Inhalt berühren, es ist sicherlich für jeden interessant, der halbwegs gut englisch lesen kann und ein bißchen Erfahrung mit Softwareentwicklung hat. Spannend war für mich, wie mir beim Lesen relativ schnell bewußt wurde, mit welchen Leuten ich keine Probleme hätte zusammenzuarbeiten - und welche wohl entsetzlich eingebildete Nerds sein müssen. Das ergibt sich fast sofort auf den ersten Seiten der jeweiligen Interviews. Woran das liegt? Manche haben keine Probleme, über eigene Fehler zu sprechen (das sind die Stellen, an denen man wirklich reflektieren und aus dem Buch Knowhow schöpfen kann), andere vermitteln den Eindruck als fleischgewordene Programmiergenies über allen wesentlichen Problemen zu stehen. Es ist erstaunlich, daß gerade Koryphäen wie Donald Knuth direkt in der ersten Gruppe zu finden sind. Die Interviews mit den Teilnehmern der zweiten Gruppe machen das Buch dann anstrengend zu lesen - und langwierig, denn ich wußte ja vorher schon, daß früher eigentlich alles besser war ;-)