Ein paar (biestige) Bazillen haben mir die Gelegenheit verschafft, mit durch ein paar Bücher zu wühlen. Evtl. ist mein Urteilsvermögen etwas in Mitleidenschaft gezogen, also nichts auf die Goldwaage legen.
- Tommy Jaud: Hummeldumm: Wer mit dem Begriff "fremdschämen" noch nichts anfangen kann möchte ich die Lektüre besonders ans Herz legen. Deutsche, in ihrer Zusammensetzung hoffentlich einzigartige Reisegruppe in Namibia nimmt alle möglichen Peinlichkeiten mit. Die Ideen sind ganz nett, man könnte sich den Text auch gut als fortgesetzte Kolumne vorstellen. Fazit: tiefgangfreie Qualitätsheiterkeit. .
- Adam Davies: Goodbye Lemon. Gefühlvolle Geschichte einer Familienvereinigung nach vielen Jahren. Anlaß ist der plötzliche Pflegezustand des Vaters. Wegen des frühen Todes eines Bruders stehen sich alle unversöhnlich gegenüber bis irgendwann die Wende doch noch gelingt. Jeder bastelt sich offensichtlich seine eigene Vergangenheit zurecht. Das klingt alles nach viel Herzschmerz, kommt aber sehr direkt und ohne Peinlichkeiten herüber. Gefiel mir gut.
- Jaques Berndorf: Eifel-Träume. Noch einer aus der Reihe. Kein großer Unterschied zu den anderen. Immer dieselben Ideen, aber leicht und schnell zu lesen.
- Stef Penney: Die Zärtlichkeit der Wölfe. Der Titel scheint mir hier etwas verunglückt. Kanada im 19. Jahrhundert, irgendwo in der Wildnis. Ein Mann wird im Winter tot aufgefunden und die Ermittlungen nehmen ihren Verlauf. Etwas zuviel Erzählstränge, von denen einige ins Nichts führen, nicht ganz glaubwürdige Figuren, Recherche, naja. Eine Karte hätte auch nicht geschadet. Ich war am Ende ziemlich enttäuscht, hätte man die Figuren etwas eingedampft und das Ganze mehr fokussiert wärs vielleicht was geworden. Naja!
- Markus Zusak: Die Bücherdiebin. Den Knaller habe ich mir für den Schluß aufgehoben. Es geht um die Geschichte eines jungen Mädchens, das während den Kriegsjahren in einem Münchner Vorort aufwächst. Mit den kurzen Absätzen und wenig Seiten langen Kapiteln wirkt es zunächst etwas konstruiert. Aber sehr filigran konstruiert. Der Autor schafft es, die Geschichte aus dem Blickwinkel des Todes (der Ich-Erzähler..) zu präsentieren, und es gelingt grandios. Ich frage mich immer was das ist, was die Figuren in manchen Büchern (diesem zum Beispiel) fast schon erschreckend lebendig macht, während sie in anderen Romanen (s.o.) eher wie Pappkameraden daherkommen. Dadurch ging es mir auch sehr ans Herz. Sehr empfehlenswert. Dass dieses Buch im Übrigen ausgerechnet ein Australier schreibt und hier in der Übersetzung erscheinen muss, finde ich unglaublich.