In der Debatte um die Vorratsdatenspeicherung aller digitaler Kommunikation (E-Mail, SMS, Handy, Internet), die nach dem Willen der Regierung nächstes Jahr eingeführt werden soll, regen sich zaghafte Proteste. Zaghaft vor allem deswegen, weil sich die meisten Menschen schlicht nicht vorstellen können, welche Konsequenzen die Tatsache mit sich bringt, daß nichts mehr gelöscht werden kann. Das geplante System ist zudem noch äußerst riskant, da der gesammelte Datenfundus äußerst gut bewacht werden will. Man kann sich kaum vorstellen, daß man mit den gewonnenen Erkenntnissen sehr viel mehr Terroristen und Teilnehmer organisierter Kriminalität fassen kann. Sehr wohl kann man sich allerdings vorstellen was passieren könnte, wenn diese Daten in falsche Hände gelangen. Das hätte eine ähnliche Dimension, wie wenn man die Stasiakten der Wikipedia hinzugefügt hätte. Ein sogar in meiner eigenen Familie immer wieder gern gehörtes Gegenargument läuft darauf hinaus, daß sich nur derjenige Sorgen zu machen braucht, der "nichts zu verbergen hat". Darin liegen allerdings zwei Denkfehler: Erstens möchte man sicherlich gerne auch völlig legale Dinge verbergen (Geschäftskontakte, ärztliche Gutachten, zwischenmenschliche Kontakte), andrerseits setzt diese Denke immer die Redlichkeit desjenigen voraus, der die Daten sichtet und auswertet. In der gegenwärtigen Situation halte ich vor allem den zweiten Punkt für wesentlich.
Insgesamt ist diese ganze Geschichte eine Parallele zu dem DRM / Kopierschutztheater. Da die Daten mit Leichtigkeit vervielfältigt und gespeichert werden können, werden sie es auch. Selbst wenn der Gesetzgeber eine Kehrtwende macht und im historischen Sinne das Telekommunikationsgesetz aufrechterhält , würde es am Ende auf dasselbe hinauslaufen. Uns muß klar sein, daß jede öffentliche Äußerung aufgezeichnet wird. Eine öffentliche Äußerung ist denn nicht nur ein Weblogeintrag wie dieser hier, sondern eben auch eine E-Mail, ein Telefongespräch oder eine SMS. So zu denken ist unbequem, das ist klar. Wir müssen lernen, das stark zu verschlüsseln, was wir für uns behalten wollen. Dahin ist es noch ein weiter Weg. Ich merke es beispielsweise daran, daß mir selbst hochintelligente Menschen noch immer unverschlüsselt ihre Geschäftsideen per EMail offenbaren. Die Auswerter freuen sich und haben weniger Arbeit.
Hier findet man mehr über die Initiative gegen die Vorratsdatenspeicherung.