Krakau. Stadt an der Weichsel, südliches Polen. Wir waren drei Tage dort, auf eine Art zu reisen, die man eigentlich so nicht mehr machen sollte: Erstens zu fliegen (CO2 pfui) und dann noch im AirBnB zu übernachten (Steuerhinterzieher pfui). Aber es hat auch seine Vorteile: In etwas mehr als einer Stunde von Stuttgart aus erreichbar und .. ich mag es einfach, im Altbau zu wohnen.
Auch wenn dieser nicht ganz so optimal war wie sonst immer. Aber für die Kinder braucht man jetzt eben drei separate Schlafgelegenheiten, das schränkt das Angebot natürlich etwas ein. Irgendwann hatten wir in der Hitze herausgefunden, wie man Bus fährt (Zeitkarten am Automat, die gibt es auch im Bus, und: Man kann den Fahrplan-Vorschlägen auf Google Maps nur solange vertrauen, wie man nicht umsteigt). Aber wenn dann der Anschlußbus nirgends zu sehen ist sucht man einfach nochmal und schon geht es weiter. Die Öffi Infrastruktur ist relativ gut, es fahren viele Busse und Straßenbahnen. Zugbetrieb zum etwas außerhalb gelegenen Flugplatz mit einem Art Sprinter wäre sicherlich noch besser. Aber da kommen sie bestimmt noch drauf. Denn: Es wird etwas getan. Wie ich es auch an anderen Orten in Polen schon gesehen habe wird kräftig gebaut und renoviert. In der Altstadt gibt es herrliche Straßenzüge. Diesen Stadtteil muss man sich vorstellen wie ein mit einem Grüngürtel umgebenes Ei. Im Süden gibt es noch eine Art Wurmfortsatz direkt an der Weichsel, die Wawel Burg mit der Wawelska Kathedrale. Das ist alles ziemlich pompös, mit hoher Mauer und viel Blattgold innen drin. Katholisch.
An der Mauer zur Weichsel hin kann man über eine Wendeltreppe in eine Höhle hinabsteigen. Dort lebte vor langer Zeit Smok Wawelski, ein angeblich sehr unangenehmer Drache. Anführer Krak ging hin und erschlug ihn. Das reichte, dass die ganze Siedlung nach ihm benannt wurde. Und was mit so einer tollen Geschichte beginnt, geht auch für die Polen im Großen und Ganzen gut weiter: Die Stadt wird wohlhabend und dabei im Laufe der Zeit weniger häufig zerstört wie andere. Damit kann man dort heute wundervolle Gebäude sehen, der Stadtkern ist von moderner Architektur weitestgehend verschont. Das Zentrum nehmen die Tuchhallen ein, ein Langbau mitten auf dem Marktplatz.
Das ist gleichzeitig auch das touristische Epizentrum, um das Kutschen kreisen, auf deren Böcken langbeinige Polinnen Kunden anlocken. Dieser Satz ist übrigens inhaltlich vollkommen richtig.
Unser Vermieter gab uns eine Reihe sehr guter Essens-Empfehlungen, die wir in unserer Zeit dort durchprobierten. Alle haben wir nicht geschafft. Aber es war durchweg sehr lecker und überaus preiswert. Es liegt an Polen.. oder eben auch daran, dass es letztenendes eine Studentenstadt ist: Selten so viele junge Menschen auf der Straße gesehen. Das macht den Aufenthalt im Straßencafe natürlich umso entspannter.
Zum Anschauen waren für mich zwei Bereiche besonders eindrücklich: Das jüdische Viertel Kasimierz, in dem es besonders viele Essens-Möglichkeiten und interessante Geschäfte gibt und eine historische Lego-Ausstellung im alten Bahnhofsgebäude. Dort sind einige Schlüssel-Situationen polnischer Geschichte nachgestellt, z.B. die Schlacht bei Tannenberg oder der Ausbruch des Zweiten Weltkrieg an der Westerplatte.
Es gibt natürlich wesentlich mehr zu sehen und wer Museumsbesuche ernst nimmt kommt so schnell nicht mehr weg. Aber der erste Eindruck für uns war ganz hervorragend.