Eine Woche noch bis zum demokratischen Show-Down. Ich habe mir bisher jeden Kommentar und sogar eine eigene Meinung zu dem Thema verkniffen, obwohl ich ein gewisses Interesse am Schienenverkehr nicht verneinen kann. Ein Stück weit haben beide Parteien Recht. Andrerseits werden viele Argumente vor allem bei den Projektgegnern ins Feld geführt, die aus meiner Sicht teils nur hanebüchen sind. Zuvörderst das Argument, dass wenn der Bahnhof nicht gebaut wird, das Geld für etwas anderes ausgegeben werden könnte, z.B. für "K-21", mehr Bildung oder Bäume im Park. Wer nur einen Hauch Ahnung von der Vergabe öffentlicher Mittel hat weiß, dass das Geld dann weg ist, von der Ausstiegsgebühren mal ganz abgesehen. Die 4,5 Milliarden verwenden dann die Bremer oder Berliner und bauen sich dafür lachend ein bisschen Infrastruktur dazu. Die letztes Wochenende lustig vor unserem Haus aufmarschierten Mitt-Fünfziger skandierten "Oooben bleiiben, oooben bleiiben!!". Tja schon richtig, oben müsste man dann wohl noch ein paar Jahre bleiben. Haare kräuseln sich dann auch beim geballten eisenbahnerischen Halbwissen, das ein heute im Briefkasten vorgefundener Flyer verströmt. Kein "integraler Taktfahrplan mehr möglich", die Kunden aus dem Wieslauftal müssten "lange Wartezeiten in Kauf nehmen". Woher will man das wissen? Und was überhaupt ein "integraler Taktfahrplan" ist wissen die Auftraggeber der Broschüre wahrscheinlich selbst nicht. Es gibt gute Gründe gegen das Projekt, aber diese sind es sicher nicht. Man kann argumentieren, dass es ein Immobilienprojekt ist. Man kann wahrscheinlich auch sicher sein, dass es den Kostenrahmen sprengt. Denkbar ist auch, dass die Verbesserungen unter den Erwartungen zurück bleiben. Aber ich kann mich einfach nicht mit den Gegnern solidarisieren, es ist mir nicht möglich.
Ein sinnvolles Argument gegen S21 fällt mir noch ein: Aus olfaktorischen Gründen wird der Einsatz von Dampfzügen auf der Tunnelstrecke leider nicht möglich sein. Grah! :)