Jedes Mal wenn ich mit meinen entzückenden MitCacherDamen unterwegs bin fragen sie mich, ob ich schon beim "Schatz der Ulmer" war. Dieser Geocache ist anscheinend einer der berühmtesten in ganz Süddeutschland und bis letzten Freitag musste ich diese Frage jedes Mal verneinen. Aber nicht mehr! Nur zu zweit sind Franzi und ich morgens um halb acht auf dem Parkplatz gestanden und haben unsere Wanderstiefel geschnürt. Wobei man nicht viel zum Wandern kommt. Stiefel braucht man eigentlich mehr dafür, dass der Matsch nicht in die Halbschuhe läuft. Doch worum geht es hier eigentlich? Mitte des neunzehnten Jahrhunderts war man nach der erfolgreichen Eroberung Süddeutschlands durch Napoleon der Ansicht, das sowas unter gar keinen Umständen wieder passieren dürfe. Daher wurden unglaubliche Mittel bereitgestellt, um an zentralen Orten Bollwerke zu errichten, die einer angreifenden Armee im Landesinneren lange Widerstand leisten sollten: Die sogenannten Bundesfestungen. Nix Bundesrepublik, damals war es noch der Deutsche Bund. Mainz, Luxemburg, Landau, Rastatt und! Ja genau, Ulm. Militärisch dienten sie der Abschreckung. Diesem Anspruch gerecht geworden waren die Anlagen auch nie direkt in kriegerische Handlungen involviert. An verschiedenen Standorten stark zurückgebaut kann man heute vor allem in Ulm noch sehr viele gut erhaltene Anlagen vorfinden. Durch eines dieser Forts führt dann auch der Cache, der mit 5-12 Stunden Dauer recht zeitaufwendig ist. Wir selbst haben 9,5 Stunden gebraucht und hatten noch Glück am Anfang alles relativ schnell zu finden. So bewegt man sich durch Gräben, Geschützstellungen, Gegenminen-Stollen, Munitionsaufzüge(!) und Verteidigungsanlagen - alles mitten in der Stadt. Die Tour liefert außerdem reichlich geschichtlichen Hintergrund, zudem spannende Rätsel und der Epoche angepasste Verstecke: Man trifft auf keine einzige Tupperbox. Wir waren schwer begeistert obwohl am Ende doch ganz glücklich, den "Schatz" endlich gefunden zu haben - ziemlich ausgepumpt und auch nicht mehr mit 100% Konzentration bei der Sache.
Ich kann an dieser Stelle versichern, daß allein dieser Cache es lohnt, sich mit dem Thema Geocaching auseinanderzusetzen. Aber ganz grün darf man an die Sache natürlich auch nicht herangehen, es gibt einige heikle Passagen, still muss man die Häuser der Anwohner umschiffen und ein paar Rätsel haben durchaus das Attribut "knackig" verdient. Das gilt auch für anderes aber in diesem Fall: Rätsel! ;-) Besonders hervorzuheben ist außerdem dass der Schatz von einem äußerst rührigen Mitglied der Szene betreut wird, der jedes Team mit einer individuellen Tip-Liste und seiner eigenen Handynummer versorgt, sollte man mal feststecken und nicht weiterkommen. Diesen Ruf mussten wir dann auch einmal in Anspruch nehmen, weniger dem Rätsel geschuldet als einer etwas mißverständlichen Wegbeschreibung. Ein spannendes Erlebnis, das die Augen wieder ein wenig weiter geöffnet hat.