Walter Kempowski : Das Echolot – Barbarossa 41

Punkte: 8b "Das Echolot" ist eine Tag-für-Tag Beschreibung des Jahres 1941, die aus einzelnen authentischen Tagebucheintragungen zusammengestellt ist. Da das Unternehmen "Barbarossa" thematisiert wird, beginnt das erst an dem Tag des Überfalls und endet am Jahresschluß. Um einen gewissen Spannungsbogen aufzubauen, vom "rise and fall" gewissermaßen, fehlt in der Mitte auch ein größerer Zeitraum. Die Zeugen sind recht unterschiedlich, Täter und Opfer, z.B. von Auszügen Goebbels Tagebuch bis zu den Verhungernden in Leningrad. Eingestreut auch Bemerkungen derer, die nicht vor Ort sind, z.B. von Thomas Mann und Bertolt Brecht aus USA. (dabei fielen mir Manns Einträge als ziemlich unsympathisch auf..)

Es fällt schwer, so etwas zu bewerten, daher beschränkt sich meine Punktvergabe auf die geleistete redaktionelle Arbeit, die ich voll anerkenne. Es ist allerdings schade, daß es nur ganz wenig Informationen von russischer Seite gibt, abgesehen von den Berichten aus dem eingeschlossenen Leningrad. So teilen sich die Tage etwas in die unterschiedlichen Schauplätze, die kaum Bezug zueinander haben. Grausig allerdings die Gegenüberstellung des deutschen Artillerieoffiziers vor Leningrad (Saus und Braus) während ein paar Kilometer entfernt die Leute auf den Straßen vor Hunger tot umkippen.
Insgesamt durchaus ein lesenswertes Stück, zumal die meisten inzwischen gestorben sind, die einen Teil davon tatsächlich erlebten. Es ist auch so umfangreich, daß man an einem Tag kaum mehr als 2 Kriegstage schafft - demzufolge vielleicht auch zu umfangreich..

Eoin Colfer : Artemis Fowl – The Eternity Code

Punkte: 8A Das ist inzwischen der dritte Teil aus der Fowl-Reihe. Nach dem heiteren ersten und dem eher enttäuschenden zweiten Teil ist das hier eigentlich wieder recht angenehm zu lesen. So angenehm, daß man die 300+ Seiten eigentlich an 2-3 Tagen locker wegziehen kann. Andrerseits muß man sagen, daß auf den einzelnen Seiten auch nicht besonders viel draufsteht. Richtig gut gelungen ist wieder die Aufmachung dieses Werkes, klasse Cover-grafik und auch drinnen (Paperback!) alles voll mit Symbolen und netten Kapitelüberschriften. Im Buch geht es im wesentlichen darum, einen kleinen roten Super-Computer wiederzubekommen der gleich am Anfang an einen schrecklich skrupellosen Geschäftsmann verlorengeht. Der Einband ist dementsprechend rot glänzend, mit Lüftungsschlitzen, Displays und ähnlichem übersät- Die Handlung selbst ist ganz gut, leider etwas dünn insgesamt und viel zu vorhersehbar. Daher auch die etwas schwache Punktewertung. Wer noch nix von Fowl kennt sollte besser den ersten Teil lesen.

Kill Bill

Punkte: 7b Schon wieder muß ich zwei Filme als Vergleich heranziehen. Das ist mir
eigentlich unangenehm, würde ich doch viel lieber von einer völlig
neuartigen Geschichte, Regie, Umsetzung, Ausstattung usw. berichten. Leider
ist das diesmal wieder nicht möglich. Zurück zum Thema, man stelle sich nun
mal vor, man würde 3 Engel für Charlie mit "Bad Taste" kreuzen und das
Ganze mit einem Schuß "Dusk till Dawn" garnieren. Fertig wäre Kill Bill.
Es ist auch reichlich unterhaltsam, solange man etwas mit reihenweise
abgehackten Gliedmaßen anfangen kann. Ich fange an, mir damit nach einer Viertelstunde etwas schwerzutun. Immerhin können zwei wichtige Tarantino-Qualitäten
wieder überzeugen: Die Qualität der weiblichen Hauptdarsteller und der
exzellente Sound. Zwischendrin wird es reichlich bizarr und wie man in den
60ern so gerne sagte: psychedelisch. Oder so ähnlich.
Neben dem wenig sinnfälligen Dauergehacke bleibt einem auch der reichlich
abrupte Schluß des Films gut im Gedächtnis. Vermutlich nur ein weiterer
königlicher Drehbucheinfall (den man leider nicht ganz verstanden hat), aber
ich hätte es schon ganz gern gesehen, wie es den Rest noch erwischt.
Nun denn, entweder ist der zweite Teil schon im Ofen oder ich habe es wirklich einfach nicht kapiert.

Last Samurai

Punkte: 9b Dieser Film ist eine merkwürdige Melange aus schon längst dagewesenem. Vor langer langer Zeit in einer weit weit entfernten Galaxis gabs mal ein Opus namens "Shogun".. wer sich noch daran erinnert: Mann aus dem Westen taucht ein in völlig unverständliche Kultur (japanisch,chinesisch?! ich weiß nicht mehr) und es dauert sehr lange bis er damit umgehen kann. Dasselbe passiert hier auch. Daneben noch ein bißchen Kampf der Unterdrückten und ein paar schöne Schwertschwingerszenen. Teilweise war für meinen müden Schädel die Choreografien zu schnell aber das ist bei dem Fernostkram ja ohnehin die Regel. Richtig gut gelungen obwohl nur am Rande gestreift die damalige Zeit, die Berührung Japans mit dem Westen und die neue Daseinsfindung neben den Industriemächten. Das alles wunderschön fotografiert und technisch makellos umgesetzt. Der unvermeidliche amerikanische Held wirkt schrecklich klischeehaft und die Szenen in denen er schweigend grimming betroffen dreinguckt sind zuviel aber man soll sich nicht beschweren, d
as hätte noch viel unerträglicher umgesetzt werden können. Alles in allem eine gelungene Kinounterhaltung. Schwertschwingerdauuuumen hoch! (so machen die Radio-Hamburg Heinis das immer).

Underworld

Punkte: 10A Underworld: Popcorn Kino vom Feinsten! Das wilder Mix aus Blade, Matrix, Blade Runner und Batman, würde ich sagen. Aber es geht ab, es ist spannend, düster, die Ausstattung großartig und die klangliche Untermalung erbebenähnlich. Damit nicht genug, die Szenerie (Vampire vs. Werwölfe in Gotham City) ermöglicht es auch, alte Gemäuer neben dampfbetriebenen Zügen und neue Porsches und futuristische Waffentechnik problemlos in einen Film zu packen ,ohne daß es jemand auffällt :-)
Darüber hinaus können die Protagonisten in die tollsten Klamotten gepackt werden, was vor allem den weiblichen enorme Tragweite gibt. Wenn man sich hinterher auch nicht mehr im Detail an die Handlung erinnern kann so fiel daran nichts unangenehm auf, denn es war schnell und besaß keine Längen. Eckzaaaahn hoch! ;-)

Lost in Translation

Punkte: 10A Bill Murray ist der Knaller. Er reißt diesen Film von totaler Gähnlangeweile auf ein recht unterhaltsames Niveau. Da ist es auch nicht so schlimm, daß das Ganze eine ziemliche schmonzettige Alter Mann - junges Mädchen Geschichte ist. Ein Hauch vom letzten Tango in Paris liegt in der Luft, aber natürlich bleibt das Ganze treulich republikanisch keusch. Zwei Sachen an diesem Film gefielen mir außerdem ausgesprochen gut: das das Ende mehr oder weniger in der Schwebe bleibt und die fantastischen Aufnahmen der japanischen Städte. Nach diesem Film entstand bei mir direkt sowas wie ein Funke Interesses, dieses Land einmal zu besuchen.

Kazuo Ishiguro : Die Ungetrösteten

Punkte: 11c
Am Anfang war dieses Teil wirklich unheimlich zu lesen. Ich war versetzt in meine eigene Traumwelt, und zwar die Träume der unangenehmen Sorte. Die Hauptfigur kommt in eine Stadt, hat eine fürchterlich wichtige Mission und eine Menge Verantwortung. Nur schade leider, daß sie sich an fast nichts erinnern kann - und wenn an Dinge, die ihr nicht recht weiterhelfen. Und es gibt eine Menge grusliger Szenen, die ich teilweise selbst schon geträumt habe: Enge Familienmitglieder, an die man sich nicht erinnern kann, Tag/Nacht Verschiebungen, man verirrt sich, man hat eine dringende Verabredung und findet nicht den Weg dorthin, man steht auf einem Empfang und bemerkt auf einmal, daß man nur einen Bademantel anhat, der Auftritt steht kurz bevor und man ist komplett unvorbereitet uvm. Entsetzlich :-) Zu lesen eher etwas zäh, das Ganze dümpelt etwas dahin, mit nur einem recht schwachen Spannungsbogen (daher das "c"). Allerdings ist die Idee toll und die Stimmung des Buchs packt einen sofort innerhalb weniger Zeilen. Mit 750 Seiten auch vielleicht einen Tuck zu lang aber ich bin sehr froh, daß ich es entdeckt habe - äh - für mich entdeckt worden ist (passiv ;-) ).

Herr der Ringe : Die Rückkehr des Königs

Punkte: 13A Es wäre ja schon fast ein Sakrileg, über diesen Film etwas schlechtes zu sagen. Ich bin nat�rlich ein begeisteter Meckerbüdel, aber hier fällt mir wirklich nicht viel ein. Es gibt nat�rlich immer wieder Figuren �ber die ich ziemlich schmunzeln mu� (z.B. die Mimbari - �h - Elben!) aber selbst der Schlu� wirkt nach den 9 Stunden Handlung davor nicht �bertrieben theatralisch. Manche meinen, da� sich das zu lange hinzieht aber ich finde es ziemlich passend. Im Gegenteil, man h�tte durchaus noch ein paar andere Schaupl�tze l�nger ausklingen lassen k�nnen, z.B. das K�nigreich Gondor. Optisch ist es absolut �berw�ltigend, obwohl es sich bei den Massenszenen absolut am (oder �ber) dem Rand bewegt, was man aufnehmen kann. Nicht ganz so schlimm wie in Matrix oder Star Wars, aber hin und wieder ist einfach viel zu viel im Bild.. naja, vermutlich eine Konzession, die man an die heutigen Anspr�che machen mu�. Mein Favorit auch in diesem Film ist das Dekor, die Geb�ude, die Beleuchtung, Stimmungen, Ausr�stungen usw. Gegen diesen Materialberg schauspielerisch anzutreten ist nat�rlich ziemlich schwierig. Manchmal dachte ich, die Figuren und die Geschichte brauche ich gar nicht, mir w�rde auch ein langsamer Schwenk durch die ganze Szenerie reichen... Trotz der 165 Minuten (mit Pause) hatte ich nicht das Gef�hl, mir an irgendeiner bestimmten Stelle den Hintern besonders plattgesessen zu haben. Ich w�rde jedem (fast uneingeschr�nkt) empfehlen, da reinzugehen. Die DVD kommt nat�rlich sicher und der Screener kursiert auch schon aber so l��t es sich eben nicht gucken. Wer nicht hingeht, verpa�t einen der wichtigsten Meilensteine der letzten 10 Kinojahre.

n.B. diesen Film k�nnen �brigens auch problemlos 6-J�hrige sehen. Da er ab 12 freigegeben ist und das hier seit neuestem gilt: "Es handelt sich hierbei um ein so genanntes "Elternprivileg", das seit dem 01. April 2003 im Rahmen des �berarbeiteten Jugendschutzgesetztes in Kraft getreten ist. Kinder ab 6 Jahren d�rfen demnach mit einer "personensorgeberechtigten" Begleitung auch Filme sehen, die erst ab 12 Jahren freigegeben sind." Bin dar�ber ehrlich gesagt ziemlich fassungslos. Es klappt nat�rlich nur f�r die Nachmittagsvorstellungen aber ich als 6-j�hriger h�tte 3 Jahre schlecht geschlafen wenn ich das gesehen h�tte. Nun ja.

Finding Nemo

Punkte: 13A
Das ist der Knüller, knapp an den 14 Punkten vorbeigeschrabbelt wegen den rührseligen wie auch amerikanisch-sinnentleerten Vater-Sohn Dialogen aus der Reihe "I love you dad!" "I love you too". Hrm naja. Alles andere jedoch total genial!
Und wenn eine ganze Autoladung voll Leute anfängt, sich auf walisch zu unterhalten :-)... Pixar schafft es jedesmal noch eins draufzusetzen, technisch wieder mal ein Meilenstein gelungen. Das fängt bei den unterschiedlichen Models an (extrem gut gelungen IMO die Garnele im Aquarium und die Quallen), die Stimmungen unter Wasser in unterschiedlicher Wassertiefe und natürlich tausend kleine Details, die oft fast unbemerkt am Bildrand ablaufen. Am besten wieder die Szenenkomik, die man sich hinterher ständig nacherzählen muß. Mein Favorit dabei war die Kung-Fu Krabbe :-) Alles in allem ein absolut liebenswerter (und kindertauglicher) Streifen, der in diesem Jahr das Prädikat "must see" erhält.

Port Royale

Punkte: 11a Deutschen Produktionen bin ich allem Patriotismus zum Trotz immer etwas skeptisch gegenüber eingestellt. Zweierlei Gründe sind dafür verantwortlich, erstens ist es der, ich will ihn mal "nicht-ganz-triple-A" Effekt nennen (Bedarf keiner weiteren Erläuterung) und zweitens geht es fast immer um eine Wirtschafts- oder Aufbausimulation. Da habe ich prinzipiell zwar nichts dagegen, nur höre ich auf, die Vorgänge entspannend zu finden wenn das Ganze über einen simplen Siedler-Warenkreislauf hinausgeht. Was micht zu diesem Daddel bringt, das haut nämlich auch voll in Kerbe 2. Wie durch ein Wunder habe ich allerdings schnell gerafft, worauf es ankommt und dann entwickelt sich ein munteres Spielchen draus. 2 ganz dicke Pluspunkte: Das Karibik-Flair ist einfach astrein getroffen. Fängt beim Sound an (knarzende Schiffstaue, Tropenvögelgepiepe) und hört bei den Waren und Gebäuden auf. Der andere ist daß das Ding einfach simpel 2D ist. Die Grafik ist klasse, aber eben nicht übertrieben und es gibt keinerlei Performanz-Probleme auf meinem 1,2 GHz Rechner. Das schlimmste ist allerdings der "nur noch ein paar Minuten.." - Effekt, der das Ding zu einem üblen Zeitfresser macht. :-) thumbs up !