Stupor Mundi

Vergangenes Wochenende wurde reichlich in der staufischen Vergangenheit gewühlt. Das begann am Donnerstag eher unfreiwillig mit dem Besuch des Kinofilms "Robin Hood" im Open Air Kino, der die Entstehung der Legende thematisiert. Der Film (eigentlich recht sehenswert, https://www.puls200.de/wp-content/plugins/Sterne/img/icon-rating-star_f.gifhttps://www.puls200.de/wp-content/plugins/Sterne/img/icon-rating-star_f.gifhttps://www.puls200.de/wp-content/plugins/Sterne/img/icon-rating-star_f.gifhttps://www.puls200.de/wp-content/plugins/Sterne/img/icon-rating-star_f.gifhttps://www.puls200.de/wp-content/plugins/Sterne/img/icon-rating-star_n.gif) beginnt mit der Belagerung einer Burg durch Richard I., (aka Löwenherz) angeblich auf seiner Rückkehr nach der Gefangennahme. Dabei wird Richard tödlich verletzt. In Wahrheit geschah das erst 5 Jahre später (1199) bei Kämpfen in Aquitanien. Einer der Geiselnehmer, der Staufer Heinrich VI, war der Vater von Friedrich II, dem "stupor mundi", so eine Art mittelalterlicher Ausnahmeerscheinung. War er doch sehr gebildet und angeblich nicht so rustikal wie seine Vor- oder Nachfahren. An dem Menschen hatte ich mich festgelesen. Liegt wohl an dem exzentrischen Titel ;-) Sei's drum, zurück zu Löwenherz. Nach der Überstellung des Gefangenen von Leopold V, der diesen in Wien geschnappt hatte, an Heinrich saß dieser auf Burg Trifels ein, auf der wir dann zwei Tage später standen.

Kurz hinter Landau in der Pfalz gelegen kann man hier wunderschön wandern. Der Trifels ist übrigens eine der wenigen intakten Burganlagen der Gegend, in der es von Ruinen nur so wimmelt. Allerdings nicht in der ursprünglichen Form erhalten, sondern von einem Hr. Esterer gestaltet, im dritten Reich wieder restauriert. Das tut der Anlage meines Erachtens aber keinen Abbruch. In staufischer Zeit wurde die Gegend als eine der sichersten des Reiches betrachtet, hier wurden die Schätze (Reichskleinodien) verwahrt. Später, als die Staufer weg waren verfiel auch die Bedeutung der Burg bis sie schließlich nach einem Blitzschlag abbrannte.

Das ganze Ding ist auf einer Klippe aus relativ weichem, roten Sandstein gebaut, heute auch ein beliebtes Ziel von Kletterern. Wirklich erstaunlich, wie haltbar der Berg ist. Überhaupt, die ganze Gegend gefällt mir gut: Von der Wärme der Rheinebene profitieren die Weinberge, in den Wäldern stehen allerlei Pflanzen, die man teilweise erst wieder südlich der Alpen findet, z.B. Eßkastanien, der Pälzer nennt sie Keschde. Außerdem viele Kiefern, Farne und Heidekraut auf sandigen Böden. Diese stehen in der Regel auf der Westseite der Hügel. In den Ostlagen findet man dafür relativ hohe Buchenwälder mit doppelten Baumhöhen. Kurzum, das Ambiente ist unterhaltsam.

Überhaupt, der Wanderer ist gut versorgt. Reichlich Möglichkeit zum Einkehren, schöne Wege (mit leider etwas zuviel Mountainbikern), gut markiert. Ein paar Caches obendrauf. Ich hatte übrigens mit wesentlich mehr Publikumsverkehr gerechnet, auf vielen Aussichtspunkten saßen wir ganz allein und begegneten unterwegs nicht vielen Leuten. I'll be back!

Solitude

Anläßlich einer Hochzeitsfeier war ich gestern im Schloß Solitude. Oder "am"? Na drinnen waren wir auch, aber die Bilder die ich zeigen will sind draußen entstanden. Wer das Brautpaar war will ich hier nicht preisgeben. Es war eine wunderschöne Veranstaltung. Das Wetter war perfekt und die Kulisse traumhaft, wie man auf den folgenden Bildern erkennen kann. Ich drücke die Daumen, daß das Eheglück nicht schon für die Feier ganz verbraucht wurde ;-)
Hier kann man auch bis spät in der Nacht auf der Wiese liegen und dann irgendwann mit dem Bus (Linie 92, fährt direkt durch den Schloßhof) nach Hause zurückkehren. Das ist ein netter Plan für Stuttgarter, für uns ist es leider etwas zu weit. Wer noch nie hier war sollte einen Besuch einplanen.

Gutes Neues Jahr

Unterwegs in den Weinbergen über Untertürkheim konnte ich gleich mein Weihnachtsgeschenk ausprobieren: Das Stativ! Coole Sache, das. f=18, ca. 20 Sekunden belichtet. Jetzt fehlt nur noch die Fernbedienung :)

Nachtrag: Feuerwerkskörper. Laut Zeitung (ich war ja nicht da) wurde in der "historischen" Innenstadt Schorndorfs "geböllert wie eh und je". Dabei hat es ein Böllerer sogar geschafft, eine Abdeckplane am (derzeit in Renovierung befindlichen) Rathaus in Brand zu stecken. Die Feuerwehr mußte das Gekokel löschen. Die Polizei konnte leider nichts machen, weil sie an anderen Orten bereits im Großeinsatz war. Ah-ha ..

Splatter

Manchmal passieren einem ganz eigenartige Dinge in extrem kurzer Abfolge. Manches ist im ersten Moment gar nicht so besonders, keimt dann aber im Kopf zu etwas absurd großem heran. Zum Beispiel wenn sich herausstellt, daß ein guter Freund doch gar kein so guter Freund ist. Und manchmal ist es genau anders herum.

Ich möchte das Jahr beschließen mit ein paar Erlebnissen vom 30. Dezember, als ich mit einer kleinen Gruppe Geocacher unterwegs war um einen sog. "lost place" Cache zu machen. Diese Orte sind manchmal nur verlassene Häuser, manchmal eine leerstehende Halle oder wie in vorstehendem Fall eine komplette Fabrik. In dieser Anlage unweit Stuttgart wurde noch bis vor etwa 15 Jahren Feuerwerkskörper hergestellt. Genauer sag ich nicht wo und was es ist, die meisten Geocacher werden es jetzt aber wissen. Am nicht vorhandenen Verbotsschild vorbei über den Zaun und schon steht man in einer völlig fremden Welt.

Der nächste Hinweis sollte im Haus des Firmenchefs (sowas wurde damals noch direkt neben der Fabrik gebaut) gesucht werden. Ein kleiner Zettel in einer Villa? Gut, daß man nicht allein am Suchen ist. Ich nahm mir dann das obere Stockwerk vor und sah im Bad folgendes:

Irgendwie sah das noch ziemlich frisch aus. Ohnehin machte das ganze Teil einen nicht 100% unbelebten Eindruck. Leicht erhöhter Gruselfaktor. Ich dachte mir gleich seh ich nen Kollegen kieloben liegen und dann darf ich Ballauf und Schenk anrufen. Aber nichts dergleichen, sonst fand sich dort überhaupt nichts, nachdem ich jeden Raum und die Bühne abgesucht hatte. Der Rest des Teams hatte inzwischen den Hinweis im Keller entdeckt und wir sind weitergegangen.

Wir arbeiteten die restlichen Stationen des Caches ab die uns durch das gesamte Gelände führten. Wegen der speziellen Produktion gab es weitere spannende Stellen wie Trockenkammern, eine verzweigte Bunkeranlage mit Kavernen im Berg, eine Sanitätsstation in der noch eine Bahre an der Wand lehnte und antike Mullbinden in den Schränken lagerten. Wer mal das Spiel S.T.A.L.K.E.R. auf dem PC gespielt hat kann es sich deutlich vorstellen.


Eingang in den Bunker


Unterwegs

Wie löste sich das nun auf? Ich erwähnte die Badewanne als in meinem "Log" auf der Geocaching Seite. Eine Stunde später bekam ich eine E-Mail eines Cacher-kollegens, der Wochen vorher im selben Haus gesucht hat und einen Fotografen bei der "Arbeit" überrascht hat. Er machte dort.. exotische.. Bilder wofür reichlich Kunstblut notwendig war. Das erklärte dann auch die "Frische" der Substanz. Abgesehen davon daß einem die Models in Anbetracht der Ekligkeitsstufe (des gesamten Gebäudes) richtig leid tun konnten war ich dann doch irgendwie beruhigt. Manchmal geht mit einem einfach der Gaul durch :-)


An dieser Stelle möchte ich mich für 2009 verabschieden. Ich wünsche euch allen ein gutes Neues Jahr! Au revoir.

Warschau

Warschau. Ein langes Wochenende. Eben mal hin, Billigflieger ab Stuttgart, kein Problem. Ich kann nur sagen, ich war schwer beeindruckt. Ich wußte so gut wie nichts über Polen. Nagut, man kennt die Geschichten aus dem zweiten Weltkrieg, die Brüder Kaczynski (richtig?) hauen ab und zu auf den Putz aber sonst läuft dieses Land unter unserem Radar, oder? Wenn man ehrlich ist?
Ich kann aus jetziger Sicht nur sagen, das ist ein Fehler. Denn dort tut sich was. Selten habe ich soviel junge Leute auf einem Haufen gesehen. Ohne daß man bepöbelt wird oder die Betrunkenen 10 Mann tief Arm in Arm auf und niederschwanken. Nichts dergleichen. Freundliche Leute, die ganze Atmosphäre entspannend.

Wet T-Shirt Contest in einem Brunnen

Abends ist die halbe Stadt unterwegs. Unendliche Möglichkeiten, draußen zu essen, hier und da spielen Bands open air und umsonst. Viel Jazz, das mögen sie offensichtlich. Dazu haben alle ein Soft-Eis in der Hand. Die werden zu kleinen Türmen aufgebaut. Sieht ganz lustig aus beim Essen.

Vom Turm der St. Anna am Plac Zamkowy: Alles auf den Beinen!

Hier sieht man auch wie fantastisch die Häuser hergerichtet sind. Wenn man bedenkt, daß die Stadt vor 65 Jahren im Prinzip unbewohnbar war wurden enorme Fortschritte gemacht. Das trifft natürlich nicht auf alle Stadtteile zu, aber an vielen Stellen sieht man Baustellen und Renovierungsmaßnahmen. Oft unter Erhalt der ehemaligen Fassaden, was zum positiven Stadtbild beiträgt.

Prozna: Jüdisches Ghetto

Die einzige Straße, die noch das Erscheinungsbild des jüdischen Ghettos hat. Gespenstisch. Der Krieg ist in Warschau noch wesentlich greifbarer als in deutschen Städten. Zum einen liegt es natürlich an der fast schon jenseits des guten Geschmack liegenden Heldenverehrung, zum anderen haben die Polen, denke ich hier auch ein gesünderes Verhältnis zu den vergangenen Ereignissen. Wobei ich natürlich nicht weiß, ob der Umgang mit der Vergangenheit in den Medien dort genauso schrill geführt wird wie in Deutschland. Es gibt auch ein neues Museum zum Warschauer Aufstand, das erst einige Jahre alt ist und mit multimedialen Effekten vollgestopft. Ein Besuch hinterließ mich zwiegespalten: Einerseits war die Aufarbeitung spektakulär, andrerseits bleibt alles, was sich jenseits der Heldenverehrung abspielte gesichtlos oder ausgeblendet. Sei es die Deutschen, noch die Russen, die auf der anderen Flußseite lagen und nichts unternahmen. Auch die (möglicherweise entscheidende) Frage, ob der Aufstand nicht doch ein Fehler war, bleibt unbeantwortet.

Ein weiterer Held der Polen: Johannes Paul II

Eine extra ins Bild gerückte Katholikin war leider nur unscharf drauf. Ich verkneife mir weitere Kommentare :)

Kleine Schablonensprayer: Auch ein Markenzeichen der Stadt

Bilder dieser Art findet man überall. Ich habe während unseres Besuchs nicht besonders eifrig einige fotografiert und doch einen ganz nette Sammlung zusammenbekommen.

Alt und neu: Brzeska, Praga (Ostteil der Stadt)

Auf der anderen Seite des Flusses ist die Zeit ein paar Jahre früher stehengeblieben. Die Aufbauarbeiten sind noch nicht so weit vorangeschritten. Trotzdem ist es entlang des Flußufers schön und auch der Kontrast zwischen alter und neuer Bausubstanz nicht uninteressant.

Ich kann es nur jedem weiterempfehlen. Polen ist preiswert, man kommt allerdings nur mit Englisch durch. Da sich Deutschland scheinbar genauso unter dem Radar der Polen befindet wie andersherum trifft man keinen mit Deutschkenntnissen. Die Straßen sind sauber (kein Vergleich mit z.B. Stuttgart, dort ist es 10x dreckiger), vielleicht liegts auch nur daran, daß mehr Mülltonnen aufgestellt wurden. Öffentlich trinken is nicht, und wers trotzdem tut riskiert von einer der Streifen ein Knöllchen zu bekommen. Ja, man sieht schon eine Menge Streifen. Aber vielleicht liegts auch daran, daß man in Deutschland keine mehr sieht. Positiv (wenn auch für den Außenseiter zunächst etwas undurchsichtig) der Nahverkehr: Es gibt zwar Millionen Busse und Straßenbahnen aller Kategorien, aber wo die nun alle hinfahren? Hmm.. Selbst mein aktueller Reiseführer hatte mehr fiktive als reale Linien verzeichnet. Man kam also manchmal an eher unerwarteten Zielen heraus. Aber meistens sind wir ohnehin gelaufen. Geocaching kann man auch vergessen, es ist ein Entwicklungsland auf diesem Gebiet. Es würde aber nicht an interessanten Stellen für Dosen mangeln. Wir konnten allerdings insgesamt trotz einigem Eifer nur 4 heben. Nagut, das war auch nicht das Hauptziel. Kurzum: Schöner Urlaub!