Leviathan

In einer abgelegenen Gegend explodiert eine Bombe und zerreißt ein Auto und den danebenstehenden Fahrer, von dem nichts mehr übrigbleibt, anhand dessen man ihn identifizieren könnte. Unser Protagonist liest diese Meldung und weiß sofort, um wen es sich handelt. Er setzt sich daran, diese Geschichte aufzuschreiben, er muß sich beeilen, schneller als die Polizei zu sein. Aus dieser gegenwärtigen Situation entwickelt sich die Geschichte als Rückblende in der erzählt wird wie er diesen Mann kennenlernt und alles seinen Anfang nimmt. Sein Leben, das seiner Frau und vieler anderer Figuren werden verdrillt bis sich kurz vor Ende der Knoten irgendwie doch noch löst. Großartig erzählt von einem meiner Lieblingsautoren. Vielleicht nicht sein bestes Buch, aber trotzdem wunderbar zu lesen.
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Mütze auf oder Rad ab?

Von den Stadtoberen ist man in diesem Dorf einiges gewöhnt. Die weihnachtliche Materialschlacht scheint dieses Jahr jedoch eine Dimension zuzulegen: Das Rathaus wird bemützt! Wirklich wahr. Anscheinend kein Aprilscherz, die Meldung ist vom Juli. Für die, die zu faul sind, auf den Link zu klicken, hier das Highlight der Meldung im Zitat:

"Der Glockenturm bekommt eine überdimensionale rot-weiße Pudelmütze verpasst und um ihn herum soll ganz nonchalant ein riesengroßer, ebenfalls rot-weißer, Schal auf dem Dach des Gebäudes drapiert werden."

Das muß man wirklich zweimal lesen. Juhu, das Rathaus wird ein Cola-Männchen! Irgendwie paßt es doch auch zur historischen Altstadt oder? Oder eher zu den Damen und Herren in dem Gebäude? Ich bin nicht sicher. Ich habe den Vorschlag vernommen, unser Haus dazu dann als passendes Rentier auszugestalten, einschließlich Geweih und roter Nase. Auch rot! Mensch, das wär doch was. Ich muß mal bei den Damen und Herren der Veranstaltungstruppe anrufen, die leiern der Stadt sicher auch dafür noch einen Zuschiss Zuschuss aus dem Kreuz.
Um dem geneigten Leser die Konsequenzen des Vorhabens vor Augen zu führen habe ich mir erlaubt, eine mögliche Gestaltung vorwegzunehmen. Ich hoffe, daß gewalttätige Ausschreitungen der Ästhetik-Intifada ausbleiben.

40mal Bankspringen

Heute beginnt sie wieder, die Schorndorfer Woche. Die 40ste soll es sein, ist es denn möglich? 1968 wäre also die erste gewesen, meine Güte, das war damals sicher noch heiterer mit langhaarigen Kerlen und gebatikten Mädels. Ich bin mir sicher, daß es damals noch bessere Musik gab. Achja, damals war sowieso.. aber das hatten wir schon. Tage vorher wird bereits kräftig aufgebaut und die Stand-Zusammenschraub-Trupps sitzen dann noch bis nachts um 12 lauthals auf den frisch aufgestellten Bänken und feiern das erreichte Ziel. "Jo ist denn dös scho angefangen??". Nein. Am Wochenende machen sie dann aber ernst mit dem berühmtesten Massenbesäufnis des Kreises. Den Vereinen klingeln die Kassen, den Anwohnern die Ohren, aber Widerstand ist ohnehin zwecklos. Außerdem ist das Fest doch so wichtig für Schorndorf und die Region. Und das mag auch stimmen. Anwohner werden mit sparsam verteilten Verzehrgutscheinen ruhig gestellt und dann kann das Bankspringen vonstatten gehen. Für die es nicht wissen: Zur vorgerückter Stunde wird auf den Bierbänken und Tischen zu den Klängen der fröhlich aufspielenden Tanzkapelle rhythmisch auf und ab gesprungen. DAS ist SchoWo! Der positive Aspekt an der Sache sind aber die überraschenden Begegnungen mit Personen die man schon totgeglaubt oder mindestens als verschollen gemeldet hat. Dafür gehe ich dann gern auch mal abends runter. Heiterkeit garantiert.

[3 Tage später]
Wir waren da. Bankspringen ist nicht mehr, aber die Menschenmassen sind geblieben, trotz eher mäßiger Witterung. Was mich allerdings wirklich erschüttert hat war die Qualität der Bands, die von "akzeptabel" (Salsa-Trupp im Schloßhof) bis zu "unterirdisch" (Rock'n'Roll Archivplatz, ob. Marktplatz) rangierte. Man könnte doch annehmen, daß bei dem zu erwartenden Umsatz bessere Bands aufzutreiben sind. Es geht offensichtlich mehr um Bierdurchlauf als Hörgenuß. Zum Davonlaufen. Das taten wir dann auch.

War Nerd

Hier haben wir wieder einmal das Beispiel eines buchgewordenen Blogs (click war nerd) von Gary Brecher. Inzwischen ist das anscheinend mächtig in Mode gekommen, aber wirtschaftlich macht es Sinn: Der Autor hat kaum Arbeit, redigiert vielleicht ein paar Artikel und anhand der Besucherzahlen des Blogs kann er sicherlich grob die Verkaufszahlen vorhersagen. Also fast zwingend. Ich kann allerdings glaubhaft versichern, daß das Buch zu puls200 frühestens 2050 rauskommt :). Worum geht es hier? Das Buch ist eine Sammlung von Kolumnen, die Kriege, nein, die kommen ja nicht mehr so richtig vor.. also richtiger gewalttätige Auseinandersetzungen und Krisenherde in äußerst zynischer Weise kommentieren. Das Ganze ist in Kontinente bzw. Subkontinente gruppiert, wobei "Americas" eher mager, dafür "Africa" und "Middle East" reichlich beinhaltet sind.
Dieser Kerl ist politisch unkorrekt, ganz ganz böse, streckenweise lustig, überaus zynisch und vor allem sehr belesen und gut informiert. Fazit: Das Buch ist jedem uneingeschränkt zu empfehlen, der mal hinter die Kulissen der medialen Berichterstattung schauen will (aktuelles Beispiel: "Mr. Mugabe" oder das Demokratieverständnis Afrikas). Man muß mit ihm nicht einer Meinung sein, aber die grauen Zellen werden definitiv in Bewegung gesetzt.
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Gesundheit komatös

Nachdem ich ihr [diesen Artikel] geschickt hatte bekam ich diese Antwort:

Hmmm, ja, im Prinzip nicht ganz falsch - aber wir haben immer noch ein Solidarsystem im Gesundheitswesen, und wenn du die Spaßsäufer ausschließt, musst du eigentlich auch alle anderen ausschließen, die sich aus Spaß in Gefahr begeben, also sämtliche Sportler zum Beispiel.
Musiker müssen schließlich auch private Versicherungen abschließen gegen das sogenannte Berufsrisiko ...

Richtig wäre eigentlich, dass nur noch Routine- und Vorsorgeleistungen (dann aber wirklich konsequent von den U's der Kinder bis hin zu Hautarzt und Gynäkologe) und Arbeits- oder Haushaltsunfälle und alles für Kids unter 18 vom öffentlichen Gesundheitswesen bezahlt wird. Für alles andere müsste es Kategorien privater Versicherungen geben. DAS wäre gerecht. Dann müsstest du dich als Freizeitschwimmer registrieren, ich mich als Orchesterlaie und als (vermutlich ziemlich teurer) Kampfsportler. :-) Nur Freeclimber, Taucher und Fallschirmspringer beziehungsweise Motorradfahrer sind dann teurer.
Und auch für Autounfälle könnte man theoretisch eine stufbare Wegeversicherung anbieten. DAS würde vielleicht auch dazu führen, dass eine Geschwindigkeitsbegrenzung akzeptiert wird?

Leider kann sich der Bürger über solche Vorschläge überhaupt keine Meinung bilden. Wie werden die eingenommenen Beiträge verteilt? Oder ganz primitiv: Ich gehe zum Arzt, lege mein Kärtli hin und er führt eine Untersuchung durch und gelangt zu einer Diagnose. Vielleicht bekomme ich noch was verschrieben. Jetzt wäre eine Umfrage am Ausgang nett: Schätzen Sie die durch Ihren Besuch verursachten Kosten. Wer näher als 200€ dran ist bekommt einen Luftballon. Wieviel Luftballons braucht man an einem durchschnittlichen Morgen mit 25 Patienten?

Das Problem an jedem Solidarsystem besteht darin, daß es viele Geber als latent ungerecht empfinden, die Nehmer jedoch den Ball flachhalten oder es als selbstverständlich ansehen, alle Leistungen in Anspruch nehmen zu können, auch wenn sie nie etwas eingezahlt haben. Hier könnte man doch mal hergehen und einfach Zahlen auf den Tisch legen. Wenn man noch einen gemittelten Sockelbetrag für Verwaltung, Gebäude usw. dazu rechnet könnte am Jahresende jeder von seiner Krankenversicherung ein Blatt erhalten, auf dem alles genau aufgeführt ist: Erhaltene Leistung gegen verursachte Kosten. Danach kann man Beitragsdiskussion, Ärztestreiks und Krankenhausschließungen zumindest inhaltlich besser verstehen. Aber solange das Gesundheitssystem nur eine große "black box" ist wittert jeder (mehr oder weniger zu Unrecht) Gemauschel, Gesundstoßer und Abzockerei. Machen Sie den Test! Lassen Sie sich von einem Bekannten den Geldfluß im Gesundheitswesen beschreiben! Wer kommt über die erste Zeile hinweg? Wenn vom Gehalt jeden Monat hunderte Euros dahin abfließen, man selbst jedoch 3 Monate auf einen Facharzttermin warten muß, kommen einem schon langsam Zweifel. Nein, nicht langsam, es geht eigentlich ganz flott. Mit den Zweifeln.

Chemie und Familie


Die Chemie des Todes von Simon Beckett ist ein netter Thriller, der vor allem an Anfang enorm spannend ist. Speziell eine Szene, in der ein Opfer in spe joggenderweise durch den Wald trabt und einfach das Gefühl bekommt - hier kann etwas nicht stimmen - sehr gruslig. Gefiel mir ausgezeichnet. Der Ermittler ist wieder einmal (ähnlich wie bei Kathy Reichs) kein Polizist sondern Arzt, aber Ex-Mitarbeiter der Polizei mit Spezialgebiet Leichenzerfall. Naja. Die Geschichte wird dann im zweiten Teil leider etwas zu Stückwerk und dem Autor gelingt es meiner Meinung nach nicht, alle losen Enden wieder zusammenzuführen. Macht nichts, das Ganze fügt sich trotzdem zu einer angenehm zu lesenden Melange die ich jedem aufs Urlaubsbadehandtüchlein legen würde ;-)
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Anna Gavalda's "Zusammen ist man weniger allein". Ein heiteres Büchlein über das Zusammenleben einiger sehr unterschiedlicher Personen in einer Pariser WG. Das allein zusammen mit der eigentlichen Handlung reißt einen nicht so recht vom Hocker aber die Geschichte ist sowas von lebensfroh, daß man sie geradezu aufsaugt. Es muß ja nicht immer Mord, Totschlag und drohendes Chaos sein. Die EM reicht da völlig ;-) Irgendwie ist es auch mal schön zu lesen, wie sich Dinge zusammenfügen, wie man über seinen Schatten springen kann und wie man alten Menschen einen würdevollen Abgang ermöglicht. Was soll ich sagen, mir gefiel es ganz außerordentlich.
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Fußball :)

Die EM scheint sich mal wieder sehr unterhaltsam zu gestalten. Ich liebe das ganze Drumherum, die Fähnchen, die Expertenmeinungen in der Kaffeeküche und das Tippspiel mit den Kollegen. Sogar meine Kinder finden Interesse am Fußballgucken aber ich nehme an, daß die treibende Kraft eher die Gelegenheit ist ein paar Minuten länger aufzubleiben. Das bisher unterhaltsamste Spiel gestern abend Niederlande - Italien führte außerdem noch dazu, daß der Innenstadt ein mehrstündiges Hupkonzert erspart blieb - vorerst.
Die Briten sind diesmal nicht dabei, obwohl sie eben noch die Champions League gewonnen haben. Tja, vielleicht wär's besser gewesen, doch nicht alle Spieler einzukaufen. Oder man tritt halt nur mit "Großbritannien" anstatt 3 (oder 4?) einzelnen Teams zur Qualifikation an. Bündelung der Kräfte, das sollten sie doch seit Montomery wissen. Wir könnten z.B. auch die hessische oder thüringische Nationalmannschaft bilden - vermutlich mit ähnlichen Erfolgschancen. Andererseits, eine Gelegenheit zum Gratisfeixen ist auch immer wieder schön.

Die Ideen sind alle

Ich war bereits vorgewarnt: Dieser Film tauge nichts. Müder Abklatsch, Handlung, Ideen und Originalität mitgealtert wie der Hauptdarsteller Harrison Ford. Und ich sage mal am nächsten Tag, das stimmt auch. Ob es nun allerdings viel ausmacht ist die Frage, bin schließlich selbst mitgealtert ;-) Über weite Strecken war das Geschehen jedoch überaus unterhaltsam, geradezu perfekt geeignet um am Ende eines physisch eher involvierten Tages nicht mehr viel zu denken. Soweit so gut. Andererseits enttäuschte wieder einmal die Weigerung Hollywoods, was Neues zu riskieren und die bisherigen Ideen lediglich aus neuen Blickwinkeln abzufilmen. Oh, Indy mag immer noch keine Schlangen! Möönsch, wer hätte es gedacht. Und das die fiesesten Bösewichter neuerdings Frauen sind, weiß man auch schon seit Terminator 4 (oder war's 5? egal). Aber hier darf man nicht groß nölen, es war schon recht. Hätte man sich aber wie bei Rambo mehr auf die Wurzeln verlassen, wäre sicherlich mehr dabei herausgekommen.
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Edit: Hier gibt es eine sehr unterhaltsame Zusammenfassung des Films.