Hätte der Bürger abgestimmt, wäre Gauck sicherlich ungefährdeter Sieger der heutigen Präsidentenwahl geworden. So muckelten die Wahlmänner und -frauen den ganzen Tag herum (und das bei schönstem Wetter), bis schließlich die Vorgabe durchgedrückt wurde, den Sieger, mit dem keiner irgendetwas anfangen kann. Wegen mir soll es so sein, schließlich ist das soweit verfassungsgemäß. Den absoluten Tiefschlag hat an diesem Tag aus meiner Sicht jedoch nicht die Regierung Merkel, sondern die Linkspartei erhalten. Sie hat abgeklemmt - und bewiesen, daß sie die DDR noch lange nicht verlassen hat. Was für ein rückwärtsgerichteter Affenzirkus. Aus ihrer Sicht mag es konsequent sein - aber eben nur aus historisch. Gauck wußte das und hat es auch formuliert - weswegen er jetzt wieder nach Hause fährt und Herr Wulff für seinen 2-jährigen Sohn im Schloß Bellevue eine Spielecke einrichtet. Tja, meine Herrschaften, das ist Demokratie.
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Kein Problem
Die Argentinier haben Messi, aber wir haben Elefanten! Ja, da könnt ihr mal sehen. (gesehen in der Wilhelma, 25.6.2010).
Quo vadis, Schorndorf?
Schorndorfer Nachrichten: Der technische Ausschuss des Gemeinderats hat die gastronomische Nutzung der Kirchgasse 17-19 abgelehnt. Da kam ein Investor und wollte ein Gebäude der Weststadt sanieren, neu mit Leben füllen und die Stadt blockt ab. Als Anwohner der Weststadt frage ich mich mich langsam, wo das alles hinführen soll. In unserem eigenen Gebäude steht seit einem halben Jahr 200qm Ladenfläche leer. Zwei Häuser weiter der nächste Leerstand, dazu noch viele weitere in der Kirchgasse und der Neuen Straße. Die Lage "sei nix" hören wir oft (durch die Blume), oder es sind keine Stellplätze vorhanden, die Fläche zu groß(!) usw. Die Fußgängerzone ist zwar schön, nutzt aber nicht viel wenn kaum mehr jemand dort zu Fuß unterwegs ist, ausgenommen die Spaziergänger am Sonntag nachmittag.
Es ist ein Art Teufelskreis: Leerstände führen dazu, daß Passanten abwandern, was die Lage für die verbleibenden Geschäfte wiederum verschärft.
Ursachen:
Der Anfang vom Niedergang der Weststadt war sicherlich der Rückbau des Fußgängerübergangs über die Bahn. Die meisten Fußgänger nehmen nun lieber das Auto (mit dem sie evtl. dann ganz woanders einkaufen), oder weichen auf die Unterführung am Bahnhof aus. Der Gehweg durch den Tunnel zur Stuttgarter Straße nimmt man nur wenn man wirklich keine Wahl hat. In der Folge die intensive Sanierung im Osten der Innenstadt (Arnold-Areal), der Neubau einer Fußgängerbrücke auf der dortigen Seite und die Ansiedelung weiterer Publikumsmagnete im dortigen Umfeld (Lidl, Media Markt). Damit wurden die Fußgängerströme in der Innenstadt nachhaltig zu ungunsten der Weststadt verschoben. Und die Zukunft wird dieses Problem noch weiter verschärfen durch die Bebauung des Breuninger-Areals und den "neuen Postturm".
Lösungsmöglichkeiten:
- Bei einem Treffen der "Initiative Weststadt", an dem ich vor einiger Zeit teilnahm wurde immer von einem "Frequenzbringer" gesprochen. Das müßte ein sehr attraktives Ladengeschäft sein, zentral in der Weststadt gelegen, der die Besucherströme wieder umlenken soll. Das erschien damals logisch. Inzwischen, nach 6 Monaten der Nachmietersuche kann ich allerdings sagen, daß das nicht funktionieren kann. Kein großer Filialist akzeptiert bei einer Neueröffnung eine "B"-Lage. Kann man vergessen.
Alle anderen werden Jahre dazu brauchen, mit dem großen Risiko unterwegs zu "verhungern". - Die Veränderung der Lage wird von den Verantwortlichen im Rathaus endlich akzeptiert und formuliert. Sanierungs-Subventionen für die Weststadt sind zwecklos, wenn keine Kunden das frisch sanierte Gebäude betreten. Vielleicht muß man sogar ein Tabu brechen und die Fußgängerzone in Teilen für den Fahrzeugverkehr wieder freigeben.
- Umlenkung des Verkehrs im Umfeld der Innenstadt: Ein Versuch, die Schlichtener Straße zur einfacheren Erreichbarkeit der Weststadt beidseitig befahrbar zu machen wurde von der Stadt ebenfalls abgelehnt.
Ich darf keine Gaststätte sein. Die Pressemitteilung der Stadt zum Thema.
Horb 2010
Bei den Horber Ritterfestspielen 2010. Wie immer wenn man eine Veranstaltung ohne große Erwartungen besucht kann man sehr angenehm überrascht werden. Die Horber Ritterspiele, einst eine geschlossene Veranstaltung von Mittelalter-Fans hat sich zu einem überregionalen Großereignis entwickelt. Entscheidend die tolle Kulisse der Altstadt, zusammen mit dem beeindruckenden Engagement der Teilnehmer. Im Zentrum stehen sowohl ein mittelalterlicher Markt mit Kulinarischem, Ständen und anderen Attraktionen, äh, Schabernack, als auch eine Ritter-Show, die auf einem richtigen Turnierplatz stattfindet. Akteure sind hier richtige Profis, das merkt man deutlich an der Choreographie und der "Action".
Fahnenschwinger begrüßen das Publikum. Wie der Zufall es wollte wehte ein kräftiger Wind.
Ein Ritter des "deutschen Ordens", in der vorgetragenen Geschichte einer der "Guten".
Die Herren hatten Fähigkeiten zu und neben Pferd!
Da bin ich! Wenn man auf einem Platz in der ersten Reihe hockt sind die Jungs ganz weit oben!
Das war eine prima Sache, jederzeit mit Kindern zu empfehlen. Schmerzlich allerdings die Preise, Eintritt und dann natürlich weitere Talerchen an Freß- und Spasseken-Ständen. Aber gut, wir machen das ja nicht jedes Wochenende.
Lost Place
Wenn man dem Geocaching anheim fällt stellt man schnell fest, daß es völlig unterschiedlich Klassen von Caches gibt. Es gibt Micros an Leitplanken, Wanderrunden mit vielen Stages, die oft aus dem Zusammenrechnen von irgendwelchen Zahlen auf Schildern entlang des Weges bestehen, es gibt knallharte Rätsel, die bei der Lösung zu einem völlig unspektakulären Dosenversteck führen. Es gibt Brunnenserien, "T-5er", die grundsätzlich nur mit Kletterausrüstung und Schußgerät für die Pilotleine zu machen sind und Nachtcaches, bei denen das GPS eine viel kleinere Rolle als die (hoffentlich ausreichend dimensionierte) Taschenlampe spielt. Und dann sind da noch die "lost places" (LP's). Meist sind das verlassene Häuser oder stillgelegte Fabrikanlagen. Diese Caches sind oft mit einem Einstiegsrätsel verbunden, so daß nicht unmittelbar klar ist, wo der Ort eigentlich gelegen ist.
Erst vergangenes Wochenende gab es wieder eine Tour, die uns geschlagene 7 Stunden quer durch ein stillgelegtes Fabrikgebäude führte. Treppauf, treppab, in den Heizungskeller, durch den Notausstieg, auf das Dach, in den Lastenaufzug, die Rezeption, ein Zwischengeschoß und so weiter. In diesem Fall war es so, daß das Gelände zwar mitten in einer Stadt (Luftlinie Bahnhof < 500m) war. Wenn man nicht gerade auf dem Gebäudedach war, geriet es aber schnell in Vergessenheit. Die einzige Verbindung zur Zivilisation waren die entfernten Geräusche des Verkehrs.
Wegen der bescheidenen Empfangsfähigkeiten von GPS Geräten innerhalb von Gebäuden sind die Hinweise oft als Rätsel versteckt. Manchmal müssen dann noch Geräte bewegt werden, etwa eine Welle erst in die richtige Position gebracht werden, um einen Hinweis zu finden, der evtl. an der Rückseite versteckt war.
Durch die übergroße Zerstörungskraft jugendlicher Vandalen sind die meisten LP's im Zustand kompletter Verwüstung. Ich glaube nicht, daß ich letzten Sonntag eine einzige heile Fensterscheibe gesehen habe. Dadurch läuft man leider auch immer in Unmengen von Glasscherben. Mit ein Grund, warum man keine Kinder mitnehmen kann. Andrerseits machen die Scherben ziemlichen Lärm. Man hört also meistens sofort, wenn man nicht mehr allein ist. Kann unheimlich sein, muß es aber nicht. Wenn man eine Weile drin unterwegs ist, blendet sich die "Zivilisation" drumherum nach und nach aus. Dadurch wird die Endzeitstimmung noch verstärkt. Es ist immer ein bisschen an der Grenze, man spitzt die Ohren, bewegt sich vorsichtig vorwärts während man gleichzeitig den Hinweisen auf der Spur ist.. ein sehr intensives Erlebnis..
WM 2010
Seit 15 Minuten läuft die WM, Spielstand 0:0 zwischen Südafrika und Mexiko. Ich muss eigentlich was anderes tun und höre nur nebenbei zu. Was habe ich bisher gelernt? Das Stadion hört sich an wie ein überdimensionaler Bienenschwarm, bssssssss, sonst nichts zu hören vom Publikum. Irgendwo zwischen drin noch der Sprecher. Das hatte sich zwar schon angedeutet, ich hätte aber nicht geahnt, daß das so gewaltig nervt. Sssssssssssssss. Ach du meine Güte. Aspirin her ;-) Vuvuzela, der WM-Tinnitus. Lustig nur, wenn die Spieler teilweise nicht mal den Pfiff des Schiris hören.
Edit: Das Spiel ist aus, 1:1 und ich bin enttäuscht, weil Südafrika sehr unterhaltsam aufgespielt hat und durch eine klare Schiedsrichter-Fehlentscheidung um den Sieg gebracht wurde. Buh!
Leserei
Ein paar (biestige) Bazillen haben mir die Gelegenheit verschafft, mit durch ein paar Bücher zu wühlen. Evtl. ist mein Urteilsvermögen etwas in Mitleidenschaft gezogen, also nichts auf die Goldwaage legen.
Tommy Jaud: Hummeldumm: Wer mit dem Begriff "fremdschämen" noch nichts anfangen kann möchte ich die Lektüre besonders ans Herz legen. Deutsche, in ihrer Zusammensetzung hoffentlich einzigartige Reisegruppe in Namibia nimmt alle möglichen Peinlichkeiten mit. Die Ideen sind ganz nett, man könnte sich den Text auch gut als fortgesetzte Kolumne vorstellen. Fazit: tiefgangfreie Qualitätsheiterkeit.
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- Adam Davies: Goodbye Lemon. Gefühlvolle Geschichte einer Familienvereinigung nach vielen Jahren. Anlaß ist der plötzliche Pflegezustand des Vaters. Wegen des frühen Todes eines Bruders stehen sich alle unversöhnlich gegenüber bis irgendwann die Wende doch noch gelingt. Jeder bastelt sich offensichtlich seine eigene Vergangenheit zurecht. Das klingt alles nach viel Herzschmerz, kommt aber sehr direkt und ohne Peinlichkeiten herüber. Gefiel mir gut.
- Jaques Berndorf: Eifel-Träume. Noch einer aus der Reihe. Kein großer Unterschied zu den anderen. Immer dieselben Ideen, aber leicht und schnell zu lesen.
- Stef Penney: Die Zärtlichkeit der Wölfe. Der Titel scheint mir hier etwas verunglückt. Kanada im 19. Jahrhundert, irgendwo in der Wildnis. Ein Mann wird im Winter tot aufgefunden und die Ermittlungen nehmen ihren Verlauf. Etwas zuviel Erzählstränge, von denen einige ins Nichts führen, nicht ganz glaubwürdige Figuren, Recherche, naja. Eine Karte hätte auch nicht geschadet. Ich war am Ende ziemlich enttäuscht, hätte man die Figuren etwas eingedampft und das Ganze mehr fokussiert wärs vielleicht was geworden. Naja!
- Markus Zusak: Die Bücherdiebin.
Den Knaller habe ich mir für den Schluß aufgehoben. Es geht um die Geschichte eines jungen Mädchens, das während den Kriegsjahren in einem Münchner Vorort aufwächst. Mit den kurzen Absätzen und wenig Seiten langen Kapiteln wirkt es zunächst etwas konstruiert. Aber sehr filigran konstruiert. Der Autor schafft es, die Geschichte aus dem Blickwinkel des Todes (der Ich-Erzähler..) zu präsentieren, und es gelingt grandios. Ich frage mich immer was das ist, was die Figuren in manchen Büchern (diesem zum Beispiel) fast schon erschreckend lebendig macht, während sie in anderen Romanen (s.o.) eher wie Pappkameraden daherkommen. Dadurch ging es mir auch sehr ans Herz. Sehr empfehlenswert. Dass dieses Buch im Übrigen ausgerechnet ein Australier schreibt und hier in der Übersetzung erscheinen muss, finde ich unglaublich.
Die Stadtkirche braucht Geld
Heute fand bei uns der 1. Schorndorfer Altstadtlauf statt, eine Benefizveranstaltung zur Sanierung der Stadtkirche. Die ist nämlich ungeheuer teuer. Die Sanierung. So teuer, dass man alles probieren muss. Hier im ersten Bild sieht man gleich die Kirchenoberhäupter beim Auftakt, ich muss sagen, sie haben sich richtig Mühe gegeben:
Dann gingen die restlichen Läufer an den Start, die Strecke war ganz einfach das Karree um unser Haus.
Man konnte auch wohlwollende Blicke auf außergewöhnliche Laufbekleidung werfen.
Ich weiß nicht was der liebe Gott davon hielt, jedenfalls schickte er nur Minuten später eine kräftige Abkühlung (aber nur ganz kurz):
Ich habe mich als bekennender Sport-Allergiker rein der Dokumentation des Ereignisses gewidmet.
Konsum [Fortsetzung]
"Killshot": der Film mit Stockholm-Syndrom. Das hätte ein großartiger Streifen werden können.. wurde es aber nicht. Nachdem ich zuletzt Mickey Rourke in "The Wrestler" (wir berichteten) gesehen hatte, waren meine Erwartungen wohl zu hoch. Hier spielt er einen Auftragskiller (warum gibt es eigentlich fast nur Filme mit Auftragskillern?), der sich mit einem (viel zu überdreht gespielten) Kleingangster zusammentut, nur weil der ihn an seinen kleinen Bruder erinnert, für dessen Tod er sich verantwortlich fühlt. Nicht sehr professionell. Wie nicht anders zu erwarten, geht es ab diesem Zeitpunkt abwärts (bis zum ebenso erwarteten Ende). Schade!
"The Hurt Locker", zu deutsch auch unter "Tödliches Kommando" bekannt ist ein Film über eine Kampfmittel-Räumtruppe im Iraq. Der Film an sich hat wenig "Handlung", Ziel ist eher ein Bild der Lage zu zeichnen. Und das gelingt schnörkellos und überzeugend. Keine herumschwabbernde Moral, keine Sendung, einfach nur: So geht's (möglicherweise) dort zu.
Gefiel mir gut!
"Pandorum": Ich geb zu, ich hab ihn nicht ganz angeschaut. Nachdem das Ganze anfing absolut nach Quake Schema F abzulaufen, hab ich mir den Mittelteil erspart :) Ein bißchen Alien, ein bißchen Event Horizon. Das Ende kommt dann etwas unerwartet.. oder auch wieder nicht. Interessant die (optisch durchaus ansehnliche ;) Nebenrolle von Antje Traue.
Ach, ein Buch war auch mal wieder dabei: Jaques Berndorf: "Eifel-Kreuz". Ein Krimi aus der Eifel. Beim Lesen denkt man immer wieder "oh mein Gott", z.B. wenn sich unser Held seine 321. Pfeife (er hat immer unterschiedliche dabei) ansteckt. In diesem Buch wird ohnehin kein Gespräch ohne Rauch geführt. Für einen, der schon den ein oder anderen Tatort gesehen hat, ist auch die Auflösung ziemlich vorhersehbar. Aber komischerweise macht das nichts, die Figuren sind in einer kleinen Welt aufgebaut, die man trotzdem mit viel Wohlwollen mitverfolgt. Mit anderen Worten, das könnte eine gute Empfehlung sein, wenn man zwischendrin nicht immer nach oben sehen und seufzen müßte.
Frühling
Den hätten sich manche anders vorgestellt. Ein paar Minuten lang war heute nachmittag sogar alles weiß. Aber es wird, es wird!
Und mit diesem Zitat, welches ich heute erhielt wünsche ich euch allen frohe Ostern! :)
Die Gelehrten und die Pfaffen
streiten sich mit viel Geschrei,
was hat Gott zuerst erschaffen -
wohl die Henne, wohl das Ei!
Wäre das so schwer zu lösen -
erstlich ward ein Ei erdacht,
doch weil noch kein Huhn gewesen -
darum hat's der Has gebracht.(E. Mörike)